So kann ökologisches Drucken funktionieren

Die wenigsten Medienunternehmen haben ihre eigenen Druckerei. Stattdessen müssen sie Dienstleister für die Produktion ihrer Produkte beauftragen. Wer bei der Auswahl der Druckerei auf einige Aspekte achtet, kann die produktionsbedingten Treibhausgasemissionen deutlich senken.

 

  • Recyclingpapier spart bei der Herstellung, je nach Druckverfahren, ein Vielfaches an Wasser und Energie im Vergleich zu Frischfaserpapier. Allerdings wird auch für Recyclingpapier aktuell immer ein Anteil an Frischfaserpapier benötigt. Mehr Infos zum Thema Papier findest du hier.
  • Sorgfältige Planung: Jedes gedruckte Magazin, jede Zeitung, fängt im Kopf an. Ganz ideell und immateriell. Das ist der Zeitpunkt, an dem du in dein Brainstorming zu Format, Seitenumfang, Grammatur und Papiervolumen auch ökologische Gedanken einfließen lassen solltest. Eine genaue Bedarfsanalyse und eine optimierte Druckauflage helfen, Überproduktion zu vermeiden. Dies mindert den Abfall ungenutzter Druckmaterialien.
  • Auswahl der Farbe: Mindestens mineralölfrei, wenn möglich sogar soja- und gefahrstoffrei. Die Palette der veganen, also auf Pflanzenöl basierenden Farben wächst stetig. Die Farben sollten außerdem keine Metalltrockner, etwa Kobalt- oder Magnanverbindungen enthalten.
  • Energieeffiziente Drucktechnologien helfen, den Energieverbrauch und die treibhausgasbedingten Emissionen zu reduzieren. Beispielsweise sparen Druckmaschinen mit automatisierter Farbversorgung Ressourcen, Energie und Abfall.
  • Chemiefreie Druckplatten: Der Einsatz von Druckplatten, die ohne chemische Entwicklungsprozesse auskommen, minimiert den Verbrauch von Chemikalien und verringert den Umwelteinfluss.
  • Druckveredelung: Achte darauf, dass Sonderfarben, Lacke und Folien möglichst ökologisch (vegan) sind und beispielsweise die Kriterien des Blauen Engel erfüllen. Umweltfreundliche Veredelungsmöglichkeiten sind beispielsweise die Blindprägung oder eine Stanzung. Wer seine Druckerzeugnisse mit Folien oder klassischen Lacken veredelt, erschwert das Recycling immens.
  • Verzicht auf UV-Trocknung: Auch deshalb sollte deine (beauftragte) Druckerei auf eine UV-Trocknung verzichten. Denn durch diese Methode härten die Farben aus, auf dem Druckbogen entsteht ein dünner Kunststofffilm, der sich im Recyclingprozess nicht immer deinken – also aus dem Papier entfernen – lässt. Wer umweltfreundlich drucken möchte, sollte unbedingt sicherstellen, dass die verwendeten Farben deinkbar sind.
  • Waschmittel: Für Reinigung der Druckmaschinen sollten aromatenfreie und schwerflüchtige Waschmittel verwendet werden. Flüchtige organische Lösungsmittel (VOCs) sollten, wenn überhaupt, nur minimal eingesetzt werden. Dasselbe gilt für Isopropylalkohol beim Druck.
  • Cradle-to-Cradle: Das C2C-Konzept des nachhaltigen Designs wurde von William McDonough und Michael Braungart entwickelt. Auf den Druck von Medienprodukten bezogen, bezieht es sich darauf, Produkte und Materialien so zu gestalten, dass sie am Ende ihres Lebenszyklus in biologischen oder technischen Kreisläufen zurückgeführt werden können, ohne negative Umweltauswirkungen zu hinterlassen. Oberstes Ziel ist es, Abfall zu eliminieren und stattdessen Ressourcen zu regenerieren. Das Papier wird mit Holz aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern produziert oder es wird Recyclingpapier genutzt. Gedruckt wird mit ungiftigen und umweltverträglichen Farben und auch die verwendeten Druckplatten lassen sich schadstrofffrei recyceln. Das C2C-Konzept umfasst darüber hinaus auch die Verpackungsmaterialien, den Einsatz von energieeffizienten, ressourcenschonenden Technologien und den Bezug von Ökostrom.

 

Das Onlinemagazin Printtelligent hat hier 10 Tipps zum umweltfreundlichen Drucken zusammengestellt – von der Auswahl des Papiers über die Grammatur bis hin zur Auswahl der Druckerei.

 

In der Praxis

Beim Süddeutschen Verlag werden die Zeitungsseiten seit vielen Jahren direkt auf die Druckplatten belichtet („Computer to Plate“/CtP-Technik), sodass Filme und Filmchemikalien sowie Wasser eingespart werden können. Darüber konnte der Wasserverbrauch pro Druckplatte durch die Optimierung der CtP-Anlagen halbiert werden. Die Druckplatten werden dem Aluminium-Recycling zugeführt. Verwendete Reinigungslösungen werden mittels einer Ultrafiltrationsanlage aufgearbeitet, um den wiedergewonnenen Reiniger wie Frischware einsetzen zu können.

Burda gewinnt das in der Farbe enthaltene und für den Druckprozess benötigte Lösemittel Toluol zu über 98 Prozent zurück und nutzt es für die Herstellung neuer Farbe. Die Druckzylinder befinden sich in einem fortdauernden Kreislaufsystem durch die Produktionsstätten der Druckerei, da sie nach dem Drucken zur Wiederverwendung neu aufbereitet und die benötigten Rohstoffe Kupfer und Chrom wiederverwendet werden können.

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Eigentlich so einfach, dass es selbsterklärend ist.
Wieso wissen selbst große Medienhäuser nicht detailliert, welche Emissionen ihre digitalen Angebote erzeugen? Und wie können sie dennoch umweltfreundlich handeln?