Die Mobilität von Mitarbeitenden hat erheblichen Einfluss auf die klimarelevanten Emissionen eines Unternehmens. Insbesondere das Pendeln zwischen Redaktion und Wohnort sowie die Geschäfts- und Recherchereisen können, je nach Wahl des Fortbewegungsmittels, sehr stark auf das CO2-Konto eines Unternehmens einzahlen.
Die Axel Springer AG erfasst in ihrem ESG-Bericht für 2022, dass die reisebedingten Emissionen (Pendeln, Dienstwagenflotte und Geschäftsreisen) ihrer Mitarbeitenden insgesamt 91,6 Prozent (19 029 t CO2e) der Emissionskategorie „Beschäftigte“ ausmacht.
Weitere Informationen und Nachhaltigkeitsberichte zahlreicher Medienhäuser findest du übrigens hier.
Da klimafreundliche Mobilität jedoch kein medienspezifisches, sondern ein gesamtgesellschaftliches, ja sogar globales Thema ist, gibt es in diesem Bereich bereits zahlreiche wirksame Optionen zur Emissionssenkung. Die wichtigsten sind hier, ohne Anspruch auf Vollständigkeit, zusammengetragen.
- Öffentliche Verkehrsmittel: Ermögliche Mitarbeitenden die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel durch Zuschüsse, Vergünstigungen oder die Bereitstellung von Firmen-Tickets. Bei Neugründungen oder Umzügen kann auch die Wahl des Unternehmensstandorts und die Verfügbarkeit von öffentlichen Verkehrsmitteln Auswirkungen auf die täglichen Pendelwege der Mitarbeitenden haben. Je besser die öffentliche Verkehrsinfrastruktur ausgebaut ist, desto besser.
- Micro-Mobilität: Biete Mitarbeitenden die Möglichkeit, Firmenfahrräder, E-Bikes, E-Scooter, E-Roller oder E-Lastenräder zu nutzen. Dies fördert nicht nur die Umwelt, sondern auch die Gesundheit des Teams. Denke daran, dass du im Büro auch ausreichend Duschen hast, sodass deine Kolleg:innen frisch in den Arbeitstag starten können. Eine Fahrradwerkstatt im Büro oder in der Nähe animiert womöglich außerdem Leute, mit dem Rad zur Arbeit zu kommen.
- Carsharing-Optionen: Integriere Carsharing-Optionen in die Unternehmensmobilität. Dies könnte entweder eine firmeneigene Carsharing-Flotte oder Partnerschaften mit bestehenden Carsharing-Diensten sein.
- Fahrgemeinschaften und Homeoffice: Ermutige dein Team, Fahrgemeinschaften zu bilden und Homeoffice-Optionen zu nutzen, um die Anzahl der Pendelfahrten zu reduzieren.
- Flexible Arbeitszeiten und 4-Tage-Woche: Auch flexible Arbeitszeiten und die Option, an vier Tagen in der Woche zu arbeiten, kann helfen, Pendelfahrten und somit Emissionen zu reduzieren.
- Firmenwagen: Überprüfe, inwieweit sich die Flotte rund um umweltfreundlichere Fahrzeugen (Elektroautos, Hybridautos oder Modelle mit geringem Kraftstoffverbrauch) aufbauen beziehungsweise umrüsten lässt. Obendrein könnten ebenjene Fahrzeuge bevorzugte oder vergünstigte Parkplätze am Firmenstandort erhalten.
- E-Ladestationen: Lass, wenn möglich, E-Ladestationen für Elektrofahrzeuge am Arbeitsplatz installieren.
- Umweltfreundliche Reiserichtlinien: Implementiere Richtlinien für Dienstreisen, die den Einsatz von umweltfreundlichen Verkehrsmitteln priorisieren. Virtuelle Meetings sind längst eine gute Alternative zu (den meisten) Dienstreisen. Für die Berichterstattung jedoch, ganz egal ob für TV, Radio oder das geschriebene Wort, sind Vor-Ort-Recherchen oftmals unerlässlich. Und in Breaking-News-Situationen muss es dann auch schnell gehen. Da ist es aktuell verständlich, dass Reporter:innen ins Flugzeug steigen, anstatt sich eine Bahnverbindung rauszusuchen.
- Belohnung: Biete Anreize für Mitarbeiter, die klimafreundliche Mobilitätsoptionen nutzen – und so ihre eigene Klimabilanz zu verbessern. Dies können finanzielle Anreize, Auszeichnungen oder besondere Anerkennungen sein. Für manche Mitarbeitende mag hier auch ein Gamification-Ansatz funktionieren – etwa, indem sie für die Anzahl der mit dem Fahrrad zurückgelegten Kilometer belohnt werden.
Vor dem Hintergrund strengerer Umweltauflagen agieren Medienunternehmen, die ihre eigene Mobilität klimafreundlicher gestalten, nicht nur ökologisch verantwortlicher, sondern minimieren auch rechtliche Risiken, die mittel- oder langfristig auf sie zukommen können. Außerdem können sich nachhaltige Mobilitätspraktiken positiv auf die die Reputation eines Unternehmens beziehungsweise einer Medienmarke auswirken – und somit neue Talente anzuziehen und Mitarbeitende langfristig zu binden.
In der Praxis
Um mit weniger CO₂-Ausstoß ins Büro zu gelangen, bieten die Landesrundfunkanstalten der ARD ihren Mitarbeitenden Jobtickets und die Möglichkeit, Dienstfahrräder zu leasen oder E-Ladesäulen zu nutzen. Um bei der Bewirtschaftung von Gebäuden und Außenanlagen Emissionen zu reduzieren, setzt z. B. der MDR Fahrräder und E-Nutzfahrzeuge ein.
Die taz lässt Teile ihrer Zeitungen innerhalb Berlins emissionsneutral mit einem Fahrradkurierdienst transportieren.
Im ZDF bleibt die Buchung bestimmter Flugstrecken (z. B. Frankfurt – Hannover, Frankfurt – Stuttgart und Frankfurt – Köln/ Bonn/Düsseldorf) komplett ausgeschlossen. Außerdem sind die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel und der Bahn bei Reisezeiten unter 5 Stunden grundsätzlich vorgeschrieben. Unterkünfte am Produktionsort werden so ausgewählt, dass der Verkehrsaufwand so gering wie möglich ausfällt.
Die New York Times will ihre Zustellflotte in den nächsten Jahren komplett auf Elektrofahrzeuge umstellen.